Nordvietnams Insel Cat Ba vor der Halong Bucht: Boots- und Bustour bis Hanoi

Bericht von Christian – follow us | instagram

Backpacking Guide Teil 3: Bootsfahrt vor der Halong Bucht und Vietnams vielfältige Hauptstadt Hanoi

  • Dauer dieser Route: 5 Tage (Haiphong – Insel Cat Ba – Übernachtungen auf dem Boot – Hanoi)

Inlandsflug von Da Nang nach Haiphong

Eine Alternative zur touristischen Halong Bucht war gesucht & gefunden mit der zerklüfteten und grünen Insel Cat Ba in Nordvietnam! Morgens noch in Hoi An, abends spontan auf einer für uns kaum bekannten Insel – wie aufregend so ein Reiseleben sein kann.

Nachdem uns die freundliche Rezeptionistin unseres kleinen Hotels in An Bang Beach bei Hoi An vor Da Nang den Inlandsflug mit Vietnam Airlines für uns heraussuchte und buchte, landeten wir kurz entschlossen und sehr spontan in einer Stadt, von der wir zuvor nie etwas gehört hatten: Vietnams Hafenstadt Haiphong. Sie bildet den wichtigsten Hafen Nordvietnams und ist ein bedeutender Industriestandort und riesiger Container-Umschlagsplatz.

Alles lief diesmal so spontan ab, wie fast nie zuvor auf einer unserer Reisen: erst am Flughafen von Haiphong schauten wir, wie wir überhaupt auf die Insel Cat Ba gelangen konnten. Bis zum Fährhafen waren es ca. 20 km, weshalb wir uns für ein Taxi entschieden. Das Taxi vom Airport bis zum Speedboot vor Cat Ba kostete ca. 310.000 Dong (ca. 12,50 Euro zum Zeitpunkt der Reise). Der Taxifahrer war sehr gesprächig und erklärte voller Stolz beim Vorbeifahren die riesige Autofabrik von VinFast, die erst kürzlich dort erbaut wurde. Die deutsche Automobilindustrie ist dort kräftig mit Zuliefererfirmen ansässig und beteiligt. VinFast ist Vietnams erster Automobil-Serienhersteller.

Insel Cat Ba

Arbeiter am Fährhafen von Cat Hai, vor Cat Ba sortieren frisch gefangene Muscheln

Mit dem Speedboot zur Insel Cat Ba vor der Halong Bucht 

Am Fährhafen von Cat Hai lösten wir ein Ticket am Schalter und mussten uns zunächst einreihen in einer Schlange von Autos und Menschen. Wir warteten auf ein Speedboot und schauten den Arbeiterinnen am Hafen zu – überall verstreut lagen Haufen von Muscheln. Die Boots- & anschließende Busfahrt gen Sonnenuntergang auf der Insel Cat Ba erwarben wir für 90.000 Dong. [Stand Ende Januar 2024 entsprechen 100.000 Dong ca. 4 Euro]

Die Insel ist immerhin 260 km² groß (zum Vergleich: das ganze Fürstentum Liechtenstein ist nur 160 km² groß) und umfasst auch den gleichnamigen Cat Ba Nationalpark. Seit 1994 ist sie einem UNESCO Biosphärenreservat unterstellt und hat einige Naturwunder hervorgebracht, wie z. B. den Cat-Ba-Langur – eine sehr an die Umgebung angepasste Affenart, die weltweit nur auf der Insel Cat Ba vorkommt. Des Weiteren ist die zerklüftete Insel auch bekannte für die unzähligen schwimmenden Fischerdörfer, die wir während einer Bootsfahrt bestaunten. Sogar Unterkünfte und Homestays werden auf den schwimmenden, teils sehr isolierten Dörfern angeboten.

das Landesinnere von Cat Ba

Zweitägige Bootsfahrt in der Halong Bucht

Wir wollten das südchinesische Meer bzw. die Halong Bucht mit einer der abenteuerlichen Bootsfahrten erkunden und buchten im Hauptort der Insel in einer lokalen Agentur ca. 1 Tag vor Antritt der Tour. Diesmal zahlten wir in US Dollar. Mit ca. 120 Dollar für zwei Nächte inklusive Vollverpflegung (Frühstück, Mittagessen, Abendessen), den Serviceleistungen der Guides und den Ausflügen vom Boot aus muss man mindestens rechnen. ‚Camelia Cruise‚ ist z. B. einer der vielen lokalen Reedereien, die auf die Bucht fahren.

Am Tag der Abfahrt fuhren wir von der Agentur aus in einem Minibus zum Hafen auf der anderen, wilderen Seite der Insel und wurden von den Guides eingewiesen. Wir sollten zwei gefühlt lange, aber sehr abwechslungsreiche und persönliche Tage auf der Halong Bucht mit der Crew verbringen!

Unsere Kabine mit eigenem Bad und Doppelbett war gar nicht so klein, wie eine durchschnittliche Innenkabine auf einem Kreuzfahrtschiff üblich – und große Sichtfenster verschönerten die Aussicht mit den stets vorbeiziehenden Inseln und Felsen im Meer. Auch viele andere Schiffe tummeln sich in der Halong Bucht, die abends bei Dunkelheit an flimmernden Lichtern zu erkennen sind. Manchmal kamen sie etwas näher und Karaoké-Musik ertönte die Nacht mitten im Nirgendwo.

Es stand natürlich Programm bei so einer Adventure-Tour an – die Kajaks, die an einer langen Schnur hinter dem Boot hinterhergezogen wurden, wollten schließlich auch benutzt werden. Bei den diesigen Wetterumständen auf dem Wasser kletterte das Thermometer gelegentlich auch nur mal auf 12 ℃ mittags – das wäre unvorstellbar gewesen im Mekong Delta mit seinen 37 ℃ zuvor! Gut vorbereitet hatten wir zum Glück eine dünne, regenfeste Jacke dabei.

Unsere Guides motivierten uns auch bei leichtem Nieselregen in die Kajaks zu steigen. Was sich auszahlte: wir paddelten durch Felsvorsprünge, Höhlen und natürliche Steinbrücken hinweg in Bereiche, die nur bei Niedrigwasser zu erreichen sind. Unter Beobachtung durften wir sogar ins Wasser springen und zu einer einsamen Insel schwimmen – Robinson Crusoe Feeling pur! Die Strände der Kalksteininseln sind teils mit scharfkantigen Muschelsplittern übersät, weshalb Badelatschen angebracht gewesen wären. Aber so naturverbunden hatten wir uns selten gefühlt. Abends spielten wir gemeinschaftlich Karten auf dem Boot, während das reichhaltige Buffet aufgetischt wurde – für Vegetarier gab es eine sehr große Auswahl. Die frischen Zutaten mundeten sehr und gaben Kraft nach einem aktiven Tag draußen auf dem Meer.

Busfahrt durch Nordvietnam

Per Fernbus & Speedboot von der Insel Cat Ba im Nordosten des Landes kamen wir problemlos zur Hauptstadt Hanoi. Wieder erst einen Abend vorab kauften wir das Busticket in einer Reiseagentur im Hauptort der Insel Cat Ba. Drei Stunden inkl. kurzer Pause dauerte die Bus- und Bootstour zurück für ca. 270.000 Dong. Modern und klimatisiert – sogar mit WiFi – war der Bus der örtlichen Reiseagentur ausgestattet. Insgesamt haben wir während der Fahrt viel mehr moderne Fabriken, aber auch deutlich mehr Reisfelder im Norden als im Süden Vietnams zwischen Haiphong und dem farbenfrohen Hanoi bestaunen können.

Hanoi

Ankunft in der Altstadt der Hauptstadt Hanoi 

Das hätten wir nicht gedacht – auf den ersten Blick finden wir die Stadt (bis vielleicht auf den Verkehr) angenehmer als Ho-Chi-Minh-Stadt (‚Saigon‘), das moderner daherkam. Die Altstadt Hanois rund um den grün bewachsenen kleinen Hoan-Kiem-See mit dem Ngoc Son Tempel in der Mitte bezaubert uns nochmals mehr als Saigon und die unzähligen Souvenir-Boutiquen wirken oftmals hochwertiger. Insgesamt war das Preisniveau allerdings im Gegensatz zum Süden und der Landesmitte spürbar gestiegen, was z. B. Essen gehen betrifft. In den Cafés direkt am Seeufer gibt man dann eben mal 70.000 Dong für einen Eiskaffee aus. Hauptstadt-Preise halt… für Südostasien. Deshalb griffen wir tagsüber oft einfach zu einem leckeren Bánh mì!

Abends in Hanoi – Stadtzentrum am Hoan-Kiem-See

Welch Farbenpracht uns hier abends am beleuchteten Hoan-Kiem-See erwarten sollte! Unser vorab gebuchtes Hotel befand sich zum Glück in unmittelbarer Nähe des Sees, in einer Seitenstraße. Die rote Brücke namens Huc Bridge im japanischen Stil, die zur Insel mit dem Ngoc Son Tempel führt, reflektiere ihre Beleuchtung im Wasser – ein sehr romantisches Fleckchen, wenn sich dort nicht allerhand Leute tummeln würden.

Ngoc Son Tempel bei abendlicher Beleuchtung

Studenten sprachen uns an, um ihr Englisch aufzubessern – wir fragten sie gespannt, ob denn nicht eher Chinesisch in Vietnam unterrichtet würde ‚Nein, davon grenzen wir uns heutzutage eher ab. Englisch ist gefragter‚ war die Antwort der Lehrerin, die sie begleitete.

Diese Szenen spielten sich am östlichen Ufer des Sees ab. Architektonisch interessant liegt das sogenannte ‚French Quarter‘, das Französische Viertel aus der Kolonialzeit am westlichen Ufer des Hoan-Kiem-Sees. Oft wird es auch nur als ‚Old Quarter‘ bezeichnet. Ein paar Straßen dahinter liegt schon die im französischen Baustil errichtete Kathedrale. Das Viertel existierte natürlich schon vor der französischen Besatzung, doch es wurde in ihrem Sinne nach 1886 umgebaut.

abends beleuchtete Huc Bridge
Hanoi Old French quarter Haus Alltagsszene Straße - Hoan Kiem Lake Vietnam - Exploreglobal Reiseblog Asien

Ausflüge, Sehenswürdigkeiten und Tagestouren in Hanoi

In kurzer Zeit viel erleben – das machte uns ein privater Mopedfahrer möglich, der uns ansprach uns anbot, einen ganzen Tag lang durch die Stadt zu fahren. Am Ende gaben wir ihm 20 Euro – Dong lehnte er kategorisch ab, Dollar wäre ihm am liebsten gewesen – doch das sahen wir wiederum nicht ein, weil wir vorab nicht wussten, wohin er uns fuhr. Verhandlungstaktik ist natürlich stets gefragt!

Hanoi! So viel zu erleben auf Ausflügen. Seien es die ersten buddhistischen Tempel, wie die die eindrucksvolle Tran Quoc Pagode mit Ursprung im 7. Jhd. und großen Turm am See, die spätgotische St. Joseph Cathedral oder der Huu Tiep Lake – wo wir die Überreste eines Boeing B-52 Langstreckenbombers aus dem Vietnamkrieg von 1972 als Triumph der Vietnamesen mitten im städtischen See liegen sahen.

Zeugnisse des Vietnamkriegs: Vietnam Military History Museum

In der Nähe des Ho-Chi-Minh Mausoleums befindet sich in einem sehr grünen Stadtteils Hanois, dem Ba Dinh District, das Museum für vietnamesische Militärgeschichte. Es liegt am Rande des Lenin Parks, auf dessen anderer Seite gleich – neben einigen weiteren – die deutsche Botschaft liegt. Unser Fahrer zeigte uns das Außengelände des Museums, auf dem wir kostenlos ohne Eintritt begleichen zu müssen, einige gewaltige Überreste des Vietnamkriegs vorfanden.

Mahnmal des Vietnamkriegs – B52-Bomber Überreste am Huu Tiep See mitten in der Stadt

Auch B-52-See genannt, birgt der Huu Tiep See den gewaltigen Anblick der Überreste eines B-52 Langestreckenbombers, den die US Armee bereits Ende der 1940er Jahre entwickelte. Die Überreste des abgestürzten Langestreckenbombers thronen dort umgeben von vietnamesischen Wohnanlagen seit Ende des Vietnamkriegs und dienen heute als Gedenkstätte. Kaum zu glauben, dass 1972 genau dort über dem See mitten in der vietnamesischen Hauptstadt der Bomber zum Fall gebracht wurde.

St.-Joseph-Kathedrale

Kaum glauben konnten wir den Anblick der neogotischen Kathedrale mitten in einer asiatischen Hauptstadt. Bereits 1886 wurde diese eingeweiht und ist noch heute Sitz der römisch-katholischen Erzdiözese von Hanoi. Im Inneren erstrahlen auch wunderschöne Kirchenfenster, wie wir sie aus unseren Breitengraden kennen. Westlich des Hoan-Kiem-Sees am Rande des ‚Old French Quarter‘ gelegen ist sie definitiv ein Highlight.

Train Street – seit 2023 für Touristen gesperrt

Die berühmte ‚Train Street‘ in der vietnamesischen Landeshauptstadt Hanoi war ein spannender Anlaufpunkt. Wie die Vietnamesen draußen ihren Alltag leben und meistern, lässt sich besonders gut dort an einer Ecke zur Straße ‚Trần Phú‘ kann man entlang der ‚Phung Hung Street‘ die Zugschienen betreten: d. h. so lange, bis der nächste Zug haarscharf und gefühlt nur mit wenigen Millimetern Abstand an den Häuserfassaden, Wäscheleinen und Sitzplätzen der Anwohner vorbeirast. Zahlreiche Cafés und Bars haben sich dort für die Touristen niedergelassen, die sehnsüchtig den nächsten Zug erwarten. Mensch und Zug bilden dort eine irrwitzige urbane Symbiose, die auch gefährlich werden kann – und dennoch ist es einer der meistbesuchten Instagram-Spots ganz Vietnams – bzw. war.

Einer der weltberühmten Highlights von Hanoi – die Train Street mit ihrer Streetart

Seit 2023 ist der ca. 100 m lange schmale Streifen gänzlich für Touristen von den Behörden aus Sicherheitsbedenken gesperrt worden. Früher zogen die vielen Graffiti und Streetart-Künste viele Tagestouristen an. Für uns war es damals somit noch einer der besonderen Orte, die uns zum Nach- bzw. Umdenken im Verhalten als Reisende angeregt haben!

Tempel und heilige Stätten in Hanoi

Tran Quoc Pagode – oder auch Chùa Trấn Quốc

Auf dem Weg zur ältesten Pagode und buddhistischem Tempels von Hanoi fuhr uns der Mopedfahrer auch mal durch den Gegenverkehr auf der linken Straßenseite… Desto angenehmer war der beruhigend wirkende Anblick der gigantischen Tempelanlage. Die rote Pagode thront schon von Weitem über dem östlichen Seeufer des sogenannten ‚West Lakes‘. Diese wurde im 6. Jahrhundert fertiggestellt. Dennoch ist dort besonders viel los und viele Touristen wimmeln zwischen den Einheimischen, die dort ihrem Glauben nachgehen.

Phu Tay Ho Tempel am sogenannten West Lake

Intimer und vielleicht sogar authentischer wirkte auf uns die Tempelanlage auf einer Halbinsel in Hanois größtem See, dem Ho Tay oder ‚West Lake‘, obwohl dieser wie eine Art kleiner Palast aufgebaut ist. Gewidmet ist dieser der legendären Gestalt der Lady Princess Lieu Hanh. Der Eingangsbereich ist besonders schön gestaltet mit einem beeindruckenden Drei-Tor-Bogen.

Fazit

Nordvietnam ist landschaftlich völlig anders als der Süden des Landes: auch klimatisch geht es dort kühler zu. Eine dünne Jacke in den Bergen abends dabei zu haben möchte man definitiv nicht missen. Somit können die Temperaturunterschiede größer sein, als im Südvietnam. Hanoi hat auf einem kleinerem Umfeld unserer Ansicht nach mehr Sehenswürdigkeiten und Highlights zu bieten als das weitläufigere Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes, wo oftmals Wolkenkratzer dominierten, während es rum um Hanois Hoan-Kiem-Sees sehr grün mitten im Zentrum ist. Infrastruktur und Verkehrswege sind verhältnismäßig gut ausgebaut, sodass man z. B. Fernbusse benutzen kann – wohingegen uns im äußersten Mekong Delta oft nur private Mopedfahrer zur Verfügung standen. Viele Vietnam-Rundreisen fangen im Norden an – aufgrund genannter Vorteile (Infrastruktur, nicht allzu heißes Klima) – doch wir schwammen gegen den Strom und starteten in Ho-Chi-Minh-Stadt und wurden am Ende nochmals besonders mit der Natur Nordvietnams belohnt – ein krönender Abschluss!

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