Route durch Rajasthan: mit Zug & Fahrer von Jaipur nach Udaipur in Nordindien

Bericht von Christian –  follow us | Instagram

Video: Ausblick vom Amber Fort in Jaipur, hierunter beschrieben

Indien Guide Teil 2: Farbenfrohe Städte, große Seen und gigantische Paläste

  • Dauer dieser Route: 1 Woche (Jaipur, Amer – Jodhpur – Aravalligebirge – Udaipur, Lake Pichola)
Royal Gaitor Tumbas – königlicher Maharaja Friedhof in Jaipur. Unten beschrieben.

Anreise: per Inlandsflug aus Südindien über Gujarat nach Rajasthan

Mit der indischen Billigflug Airline Indigo flogen wir vom Bundesstaat Tamil Nadu in Südindien zunächst in den Bundesstaat Gujarat in Norwestindien, das an Pakistan grenzt. Das wir einmal in genau dieser Ecke der Welt landen würden, stand lange Zeit gar nicht fest. Wir waren selbst erstaunt, wie schnell so etwas auf einmal möglich war! Unsere Einreiseformalitäten am Immigration Büro bei Ankunft in einem indischen Flughafen könnt ihr übrigens hier nachlesen.

unsere einwöchige Route durch Rajasthan

Den Inlandfsflug buchten wir schon einige Monate vorab in Deutschland per Kreditkarte, nachdem wir unsere Reiseroute auserkoren hatten. Nachdem wir in Chennai losgeflogen waren, blieb der Flieger für unseren Weiterflug nach Jaipur einfach auf dem Rollfeld des ‚Sardar Vallabhbhai Patel‘ International Airports in Ahmedabad (Gujarat) stehen – wie gut, dass uns Freunde vorab informierten, dass diese Zwischenlandungen in Indien üblich seien, um weitere Passagiere ins Flugzeug zu lassen. Sonst wären wir womöglich versehentlich ausgestiegen… doch auch eine Lautsprecherdurchdsage erklärte, dass Passagiere nach Jaipur sitzen bleiben sollten. Wieder fielen wir im Flieger zwischen all den Indern auf und kamen wie so oft mit Sitznachbarn ins Gespräch, während rund um uns auf einmal eine dichte Sprühnebelwolke aus Wasserdampf das Innere des Flugzeugs umhüllte – wahrscheinlich um die Raumtemperatur gleichmäßig zu halten und Frischluft während der Zwischenlandung in Ahmedabad hinzuzulassen. Dennoch wirkte der dichte Dampf erstmal befremdlich auf uns. Aber alles funktioniert dort auf seine Weise!

Jaipur, ‚the Pink City‘

Kaum von unserem langen Inlandsflug über Chennai nach Ahmedabad bis Jaipur angekommen, standen wir plötzlich in einem Meer aus Farben – wobei Pink die dominante Farbe war. Pink steht in Nordwest-Indiens Bundestaat Rajasthan (dem größten Indiens) für „Willkommen“. Jaipur bildet mit dem ca. 270 km entfernten Delhi und der Stadt Agra das sogenannte ‚Goldene Dreieck‘.

Ein sehr freundlicher Tuk-Tuk Fahrer namens Khalid half uns quer durch die Stadt. Wir fühlten uns wie in andere Zeiten versetzt, in einem Zustand aus „tausend und einer Nacht“. Klar herrschte auch dort das indische Chaos. Was uns aber recht schnell auffiel ist, dass Jaipur verhältnismäßig sauber gehalten wird im Vergleich zu anderen Städten Indiens in diesem Ausmaß (3 – 5 Millionen Einwohner). So wenig Abfälle sahen wir in Südindien nicht wie an den breiten Boulevards von Jaipur.

Tagesausflug: City Palace

Eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt ist der gigantische Stadtpalast bzw. ‚City Palace‚, in dem unter anderem noch Waffen, wie alte Schwerter und Säbel der Maharajas ausgestellt sind.

Video: City Palace Tour

Im Innenhof des Stadtpalastes gingen wir zunächst mit einem Audioguide auf das Gebäude des Mubarak Mahals zu. Dieses beinhaltet ein sehr sehenswertes Textilmuseum, das die Feinheiten der kostbaren alten Stoffe und Kostüme früherer Zeiten darstellt. Damals war es die Unterkunft für Hofangstellte. Der Einritt in den Palast kostete uns um die 700 Rupien; für einen Audioguide zahlt man noch ca. 150 bis 200 Rupien obendrauf. (Anmerkung: zum Zeitpunkt unserer Reise waren 85 Rupien ca. 1 Euro).

innerhalb des City Palace

Pink City wird auch einer der Stadtkerne genannt, den wir neben der Architektur der Old City & Mughal City gerade erkunden. ‚Mughal‘ steht für das englische Wort ‚Mogul‘, denn auch das Mogulreich des damaligen Indiens hinterließ dort seine Spuren. Der damalige Maharaja ließ 1876 zu Ehren des Besuchs von Queen Victoria und Ihrem Ehegatten Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha die Stadt Jaipur pinkfarben bemalen. Einige Eindrücke von uns dazu in Bildern rund um die Stadtmauer, den Stadtpalast und dem Palast der Winde, die alle nahe beieinander im Zentrum Jaipurs liegen:

Hawa Mahal, Palast der Winde in Jaipur

Ausflüge in der Pink City – UNESCO Weltkulturerbe

Erst seit 2019 wurde der alte, ummauerte Stadtkern, die eigentliche ‚Pink City‘ in die Liste der UNESCO Weltkulturerben aufgenommen. Das Hawa Mahal eignet sich gut, um Ausflüge im Inneren der rosafarbenen Stadt zu starten, da es sehr zentral liegt und von vielen Fahrer oder Taxis dort warten. Vor dem riesig anmutenden Gebäude mit den vielen Türmchen, das 1799 fertiggestellt wurde und den Damen der königlichen Familie einen Ausblick auf das alltägliche Straßenleben bot, ohne sich nach damaliger Vorschrift verschleiern zu müssen, wimmelt es von Souvenirläden. An der Hawa Mahal Road wurden wir aber penetrant angesprochen und in Geschäfte gelockt, die oft Fake-Artikel, wie nachgemachte Stoffe aus Polyester verkaufen. Davor warnte unser Fahrer auch zuvor, doch wir wollten dort Fotos machen. Besonders schön rosa leuchtet das Gebäude morgens oder in der Abenddämmerung. Die Märkte am Tripolia Bazar unweit um die Ecke zur Ramganj Bazar Road waren interessanter – Blumen werden häufig dort am Straßenrand verkauft. Doch in der Rushhour ist es eine der meist befahrendsten und lautesten Ecken der Pink City.

Marktstände am Tripolia Bazar in Jaipur

Water Palace bzw. ‚Jal Mahal‘ am Man Sagar Lake

Einer der Ausflugsziele, die wir im Tuk-Tuk ansteuerten fiel sofort ins Auge, das etwas nördlich außerhalb von Jaipur gelegene Jal Mahal, der eindrucksvollen Wasser Palast. Das Bauwerk, der aus dem Jahre 1799 stammt, wurde Anfang der 2000er renoviert. Nicht nur die Geschichte des vier Stockwerke unterwasser liegenden ‚Water Palace‘ beeindruckte uns, nachdem dort damals das Umland durch aufgestautes Wasser geflutet wurde, sondern auch die Menschen, die sich an der langen Uferpromenade versammeln.

das Jal Mahal steht vier Stockwerke untwerwasser

In bunten Trachten zusammengekommen, machten viele Pärchen Fotos vor dem verträumt romantischen Hintergrund des Man Sagar Sees. Straßenverkäufer siedelten sich dort ebenso an wie Anbieter, die zum Kamelreiten einluden. Viel entspannter war die Atmosphäre dort als im quirligen Viertel vor dem Palast der Winde, wo wir um einiges mehr angesprochen wurden, um Waren zu erwerben – bunte Tücher oder ähnliches.

die Farben und Muster Rajasthans sind vielfältig

Besuch einer Textilmanufaktur und Schmuckproduktion in Jaipur

An der Brahmpuri Road, unweit südlich des Jal Mahals findet man wohl die meisten Textilmanufakturen oder Teppichhersteller in der Stadt. Auch unserer Fahrer zeigte uns diese Ecke. In einem der Läden durften wir uns zunächst die aufwendige Handarbeit mittels des Siebdruckverfahrens ansehen. ‚Bis zu sieben Schichten können wir mit den Stempeln aufeinander anbringen‚ erklärte uns einer der Arbeiter. Natürlich konnten wir nicht widerstehen und kauften eine handgemachte Tischdecke mit Elefanten-Motiv und ein Halstuch, wofür auch unser Fahrer einen kleinen Obolus bzw. eine kleine Provision erhielt.

indische Handarbeit

Mitten in einem unscheinbaren Wohngebiet in einer Hinterstraße steuerten wir noch auf einen Schmuckfabrikanten zu. Im Keller des Hauses, zum dem unser Fahrer uns begleitete, schliffen Angestellte einige Edelsteine, während sie auf dem Boden saßen oder polierten Silberschmuck. Jaipur ist weltweit bekannt für sein Edelstein- und Schmuckgewerbe.

Stadt Amer und Amber Fort, UNESCO Weltkulturerbe

Wenn einem die Millionenmetropole Jaipur zu hektisch werden sollte, dann raus aus der Stadt mit einem Tuk-Tuk ins 11 km nördlich gelegene Kleinstadt-Idyll Amer (auch ‚Amber‘ genannt). Bevor Jaipur neu gegründet wurde, war Amer die Hauptstadt der Kachchwaha-Dynastie in Rajasthan. Sie liegt in den bewachsenen Ausläufern des Aravalligebirges, das wir ebenfalls später bereisten (s. unten). Highlights neben ein paar alten Wandgemälden und Tempeln der Stufenbrunnen ‚Panna Meena ka Kund‘, der auf Karten oft als ‚Step Well‘ eingezeichnet ist. Der Eintritt ist kostenlos. Die Stufen hinunter zu gehen ist dort verboten – in der Stadt Jodhur war dies allerdings in einem anderen Stufenbrunnen erlaubt. Bewacht wird der Platz von einheimischen Behörden, sodass niemand hinunter fallen sollte.

Das Amber Fort (amber erinnert auch an das Englische Wort für Bernstein), ist nach dem Taj Mahal in Agra die meistbesuchteste Sehenswürdigkeit Indiens. Am Eingang am Ufer des Maotha Sees vor der Bergfestung warten zahlreiche Touristenführer darauf, einen hinauf zu führen – wir lehnten dankend ab, obwohl sie darauf bestanden ‚einen vor den dort wimmelnden Taschendieben schützen zu wollen‘. Natürlich passten wir umso mehr auf unser Hab und Gut auf, das nur aus Wasser, Geld, einer Kamera und Sonnencreme bestand – die wir für uns unabdingbar, denn die indische Sonne prallte auf den vielen Stufen heiß auf uns herab.

Die Hinterseite am Amber Fort & eine typische Wandmalerei in einem Innenhof

Der Innenhof oben in der Festungsanlage ist mit einem kleinen Brunnen ausgestattet und grün bepflanzt. Von dort aus konnten wir zahlreiche Kunstwerke bestaunen, unter anderem den berühmten Spiegelsaal aus Mosaiksteinen mit kleinen Spiegeln oder Wandmalereien. Um den bekannten Spiegelsaal versammelten sich im Palast aber die meisten Touristen, so dass häufig jemand durch das Bild lief. Manche Räume oder Säulenhallen waren anders gestaltet als andere – es gab dort hellblaue Mosaike oder rosafarbene in anderen Ecken. Angestellte kümmerten sich um den Erhalt der Anlage: eine Frau säuberte mit einem einfachen Staubwirbel eine riesige Mosaikhalle ganz allein, während Gärtner den Innenhof pflegten.

als schien sie den riesigen Palast ganz allein zu putzen

Alles sollte möglichst herausgeputz wirken. Doch auf der Hinterseite des Amber Forts konnten wir auch den allmählichen Zerfall beobachten: wo weniger Touristenströme hingelangten, wurde anscheinend auch weniger restauriert. Dennoch gibt es dort genug tolle Fotospots, wohin sich kaum jemand verirrt.

Geheimtipp von unserem Fahrer: Gaitore Ki Chhatriyan, die Ruhestätte der Maharajas

Khalid, unser Fahrer, war überzeugt, uns einen ganz besonderen Ort zu zeigen – einen ‚Geheimtipp‘, wie er ihn nannte: die ‚Royal Gaitor Tumbas‘. Diese letzte Ruhestätte der Maharajas von Jaipur liegt zwischen dem Jal Mahal, unweit des Man Sagar Sees und der zweiten großen Festung in Jaipur – dem Nahargarh Fort. 30 Rupien Eintritt ließen wir dort und waren beim Betreten der Anlage sofort verzaubert. Einige Ehrengrabmale, auch ‚Kenotaphen‚ genannt, waren älter und von Hand erbaut; die helleren, weißen Mahnmale waren die neueren, die laut unserem Fahrer mit technischer Unterstützung durch Maschinen entstanden. Einer der ältesten Grabmale war dem Maharaja Ram Singh gewidmet, der von 1835 bis 1850 in Jaipur regierte, wie wir einem Schild auf Hindi und Englisch entnahmen. Morgens kommen dort oft Inder hin, um ungestört Yoga praktizieren zu können – oder wie bei uns am Nachmittag Hochzeitsfotografen, die Pärchen aufnehmen.

Maharaja Ruhestätte in Jaipur

Wir fuhren später zum Hotel zurück und bedankten uns bei Khalid, dem wir für zwei Tage ausgiebige Stadtführung und Ausflüge in die Umgebung Jaipurs 4000 Rupien hinterließen. Gerne empfehlen wir ihn euch bei Interesse weiter, da er ein sehr ehrlicher und zurückhaltend freundlicher Fahrer war. Bei Interesse haben wir noch seine Telefonnummer oder Webseite.

Essen & Gastronomie in Rajasthan

Unser liebstes Gericht in Rajasthan war übrigens Palak Paneer, also der Eintopf aus Spinat mit Weichkäsewürfeln – dazu ein wenig Chapati Brot mit Käse gebacken – ein Genuss. Landestypisch ist natürlich das Gericht Thali, das in Rajasthan auf einem runden Edelstahlteller serviert wird und recht scharf mit den Gewürzen aus dem Norden sein kann – im Gegensatz zu Südindien, wo wir es von einem ausgebreiteten Bananenblatt aßen und alles recht mild war. Gebratenen Reis mit Gemüse gibt es ansonsten überall, neben vielen vegetarischen Gerichten, und wir wurden stets gefragt, wie scharf es uns zubereitet werden sollte. Zum Frühstück gefiel uns das frittierte Puri bzw. Poori Brot unglaublich gut, das wie ein aufgeblasenen Kissen wirkt. Insgesamt mochten die Preise etwas teurer als im Süden Indiens sein. Besonders für Bier (z. B. von Kingfisher) war auf den Dachterrasen-Restaurants mit Ausblick griff man etwas mehr in die Tasche. Aber auch das ist Jammern auf deutschem Niveau, denn das Bier kostete um die 300 Rupien (ca. 4,50 Euro) – mit Traumausblick.

Unser Boutique Hotel in Jaipur, ca. 1 km vom Bahnhof

Am nächsten Tag sollten wir nun auf den Schienen Rajasthans weiterreisen, d.h. um ca. 5:00 Uhr morgens das Hotel zu verlassen.

Zugfahren in Nordindien – nicht so voll wie erwartet, aber sehr bürokratisch

Einen Tag vor der Weiterreise erkundeten wir uns bereits am Bahnhof von Jaipur nach der Abfahrtszeit und kauften das Ticket, denn es herrschte großer Andrang. Täglich fahren etwas zwei (oder drei) Züge zwischen Jaipur und Johdpur. Wir nahmen den sehr frühen Zug ab ca. 06:00 Uhr morgens, um noch genug Zeit im Zielgebiet zu haben und um unsere vorab reservierte Unterkunft rechtzeitig finden zu können. Die eigentliche Zugfahrt sollte ca. viereinhalb Stunden durch die ländlichere Gegenden Rajasthans dauern. Wirklich wichtig ist, genug Zeit am Bahnhof vorab einzuplanen: sich zurechtzufinden benötigt Zeit – und auch die Gleise können sich kurzfristig ändern. Die Prozedur, das Ticket zu erwerben erwies sich als bürokratisch und nimmt für Ausländer definitiv einige Zeit in Anspruch. Beim Ausfüllen des Fahrschein-Formulars am Schalter Nr. 769 in Jaipur, der am Bahnhof von Jaipur u. a. für Ausländer vorgesehen ist, half uns zum Glück unserer Tuk-Tuk Fahrer Khalid – sonst hätte es nicht so gut mit dem Ticket geklappt, für das wir am Ende nur 135 Rupien in der 2. Klasse für eine mehrstündige Fahrt zahlten.

morgens um 05:30 Uhr im Bahnhof von Jaipur, Rajasthan
im Zug nach Jodhpur, 2. Klasse

Der festgelegte Sitzplatz und das vorbestimmte Abteil im Zug war recht schnell zu finden, eine Info darüber erhält man per SMS. Das heißt: ohne indische Handynummer praktisch kein Zugticket! (Anmerkung: in Südindien, z. B. Kerala, gibt es diese bürokratischen Prozeduren für Zugfahrten nicht.) Zuvor das richtige Abfahrtsgleis zu finden war das schwierigste – nur durch reines Durchfragen gelang es uns. Insgesamt war die Zugfahrt ok, es wurde aber stets voller in dem Zug. Dennoch war es längst nicht so überfüllt, wie es bekannte Fernsehbilder aus Indien häufiger zeigen. Zur Ruhe kamen wir dennoch nicht. Alle paar Minuten laufen Bedienstete an einem vorbei, die Getränke verkaufen und dabei lauthals „Chai! Chai! Coffee!“ rufen. Aber immerhin konnte man Getränke kaufen, sowie es auch in Südindiens Zügen üblich war. Fazit: bequem ist etwas anderes, aber es ist machbar, nachhaltig und authentisch!

Jodhpur, die ‚Blaue Stadt‘

Wie lange wollten wir einmal diese Stadt erleben, über die wir vorab schon einiges im Lonely Planet oder anderen Reiseführern mit Erstaunen gelesen hatten: einige sogenannte blau bemalte Städte gibt es weltweit, z. B. Chefchaouen in Marokko oder Júzcar in Andalusien. Und Jodhpur ist einer der Top-Adressen dafür weltweit – doch es lag immer so weit weg… am Rande der Thar Wüste. Die Stadt erlangte den Wohlstand durch den früheren Karawanenhandel entlang einer Handelsstraße.



In Jodhpur waren es bei Ankunft 32°C. Vollgepackt nahmen wir vor den Bahnhof eines der dort zahlreichen Tuk-Tuks, um durch die Altstadt zu unserem Boutique Hotel zu gelangen. Dieses buchten wir bereits vorab, da man von dort nahe des blauen Stadtteils war und es außerhalb des lauten Stadtkerns lag. Zum Glück. Denn Jodhpur war definitiv die chaotischste und quirligste Stadt auf unserer ganzen Indien Rundreise – inklusive dem Süden. Obwohl die Rushhour in Coimbatore (Tamil Nadu) dem sehr nahe kam. Doch Jodhpur war eng und stickig, der Verkehr verteilte sich kaum und es liefen Menschenhorden dicht an dicht in den engen Gassen der Altstadt herum, die wie ein verschachteltes Labyrinth auf uns wirkten. Unser Tipp: beginnt eure Indien Reise lieber woanders, um euch langsam an alles zu gewöhnen – hier seid ihr dann im wahren Indien angekommen!

eine Boutique im nördlichen Teil der Altstadt von Jodhpur

Nach etwas Entspannung in dem alten und kühlen Haweli, in dem unser Hotel lag, wollten wir erst einmal die blaue Altstadt von erkunden, die hinter dem großen Meherangarh Fort liegt. Deshalb wählten wir das Hotel von der Lage zuvor so aus, um dort zu Fuß hinüber gehen zu können – das hieß, einmal über die Festung und dann wieder hinunter. Das alte Fort ist mit ca. 350 m Höhe der perfekte Fotospot über die blaue Stadt!

Ausblick von der hinteren Seite der Meherangarh Festung

Die meisten Bekanntschaften unserer Indien Reise schlossen wir in Jodhpur

In Indien ist gefühlt alles möglich. Wohl nie sind wir auf Reisen so intensiv mit Einwohnern ins Gespräch gekommen, wie dort. ‚Willst du mitmachen in einer Bollywood-Verfilmung? Wir suchen noch ausländische Statisten, die im Hintergrund in einem Restaurant sitzen. 1000 Rupien plus Verpflegung, das ganze geht bis 2.00 Uhr morgens am Set.‚ so wurden wir von einer unscheinbaren Landenbesitzerin beim Hinauflaufen der Festung angesprochen. Obwohl wir zweimal dankend ablehnten (denn am nächsten Tag wollten wir weiterreisen), haben wir noch heute die Handynummer für einen möglichen Rückruf aufbewahrt. Man weiß ja nie!

Ebenfalls lernten wir einen indischen Studenten kennen, der aus Assam kam und für ein Projekt in Jodhpur war. Am Clock Tower sprach er uns an, woraufhin wir zwei Tage gemeinsam die Stadt erkundeten – noch heute halten wir ab und zu Kontakt über das Internet. Interessant war, dass er kein Hindi sprach, da er aus dem äußersten Nordosten Indiens kam und selbst er sich auf Englisch durchfragen musste wie wir. Zusammen den Devkund See oben auf dem Berg der Festung zu besuchen machte gleich mehr Spaß. Der ‚Devkund Lake‘ ist tatsächlich ein natürliches Frischwasser Habitat, wie ein Schild erklärte, und entstand aus Regenwasser. Ein großartiges Maharaja Denkmal bzw. Mausoleum, das Jaswant Thada, steht neben dem See, der im Winter sogar Pelikane beheimaten soll.

im Park des Jaswant Thada, Maharaja Denkmal in Jodhpur

Abends in einem Restaurant an der Meheranghar Festung, mit Ausblick auf die beleuchtete Altstadt, sprachen uns Deutsche aus Hannover an. Sie erzählten uns, dass sie am nächsten Morgen mit dem Zug zur ‚Goldenen Stadt‘ Jaisalmer weiter in die Thar Wüste in Richtung pakistanische Grenze wollten. Nur über Jodhpur gelangt man per Zug dorthin. Sie hatten somit eine ca. sechsstündige Zugfahrt vor sich. ‚Vielleicht treffen wir uns wieder in Udaipur‚, meinten Sie, denn die Welt schien ja klein zu sein.

Mehr als nur blau – Geheimtipp von uns: bunte Straße ‚Do Kota Marg‘

Jodhpur, die sogenannte blaue Stadt, ist nämlich viel mehr als eine Ansammlung blauer Häuserfassaden. In der Straße ‚Do Kota Marg‘ direkt neben dem städtischen See ‚Gulab Sagar Lake‘ fanden wir diese wunderschönen Hawelis vor. Diese liegen also nicht im ‚blauen Teil‘ der Stadt, auf der anderen Seite der riesigen Meherangarh Festung, die über der Stadt weit sichtbar thront – aber unweit zu Fuß davon. Dieser Stadtteil Jodhpurs ist um einiges ruhiger als der Teil um den unglaublich lebhaften Clock Tower Markt im Zentrum.

Bunte Straße Do Kota Marg Jodhpur

Weiterreise zum Ranakpur Jain Tempel im Aravalligebirge

Wir sind 280 km mit einem Fahrer für 3000 Rupien gefahren, dabei gingen 1000 Rupien an eine Agentur über die wir einen Abend zuvor buchten. Die Tour sah eine ca. 7 stündige Fahrt über Schnellstraßen, sowie Schotter- und Steinpisten zwischen Jodhpur, Pali und Udaipur vor mit einer Pause von 90 Minuten nahe eines Wildlife Sanctuarys in den Bergen. Ein echtes Erlebnis!

Der Adinatha-Tempel – Eingangshalle zum Ranakpur Tempel

Der Ranakpur Jain Tempel begeisterte uns sofort. Der Haupteingang des Tempels mit dem roten Teppich befindet sich im Westen der Anlage und ist dem Gründer des Jainismus gewidmet: Adinath, auf Sanskrit: ‚der Herr des Anfangs‘.

Der Jainismus ist eine eigene und sehr alte Religion in Indien, die aus dem 5. bis 6. Jahrhundert stammt und eine Art Vorgänger-Religion des Hinduismus, entstanden aus dem Buddhismus, ist. 1496 wurde der gewaltige Ranakpur Jain Tempel mit seinen vielen Säulen und Schreinen mitten im bewaldeten Gebirge um einen ganz bestimmten Baum herum nach langer Bauzeit fertiggestellt: dieser steht noch heute in der zentralen Tempelanlage in einem Innenhof, der Baum des Lebens, der ‚Tree of Life‚. Er wirkte bezaubernd auf uns – wie ein riesengroßer Bonsai, von dem irgendwie eine magische Ausstrahlung ausging.

Restaurant an einem Fluss im Aravalligebirge

Unser Zielort Udaipur war vom Tempel in den Bergen noch ca. drei Stunden entfernt. So empfahl uns der Fahrer eine Pause im Amrai Restaurant, wo ein riesiges Buffet auf uns wartete. Zwei, drei andere ausländische Gäste waren dort ebenfalls mitten in der Natur, an den Hängen der grünen Berge. Dort in der Nähe kann man Dschungel Safaris starten. Anstatt der Tiger begegneten wir auf den kurvigen, teils engen Straßen des Gebirges aber nur ein paar wilden Affenhorden, die hinter den Kurven an den steilen Hängen mancherorts mitten auf der Straße lauerten.

Udaipur am Lake Pichola – City of the Lakes

Abends trafen wir pünktlich zum Sonnenuntergang mit dem Fahrer bei unserem Hotel ein – es lag auf einer Anhöhe zwischen den beiden großen Seen in Udaipur.

Die bezauberndste, grünste und schönste Stadt, die wir auf der ganzen Indien-Rundreise antrafen, war definitiv Udaipur, die Stadt der Seen. Romantisch und niedlich gestaltet war das Stadtbild, das ringsherum vom Wasser der Seen umgeben war. Wie interessant war es zu beobachten, dass neben dem vielen Wasser auch die Architektur auf den ersten Blick teils der von Venedig ähnelte.

an der Swaroop Sagar Brücke

City Palace – Anlegestelle für Bootsfahrten

In der Stadt der Seen Udaipur kamen wir nicht um eine Bootsfahrt herum. Hinter dem gigantischen City Palace, dem größten Palast in ganz Rajasthan, liegt die Bootsanlegestelle in einem Park. Der Eintritt ist mit 300 Rupien viel günstiger als im Palast von Jaipur mit 700 Rupien Eintrittsgebühr.

Wer hätte es gedacht, sogar Deutsche trafen wir an der Kasse am Eingang und wünschten ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt. Von der Außenfassade her war der Palast von Jaipur der sehenswerteste, doch von der Ausstattung der Räume im Inneren definitiv der Stadtpalast von Udaipur.

Jede Etage, ja fast jeder Raum, war in anderen Farben gestaltet. Der eine strotze in rosa, der andere in hellblau und dazu gab es noch aufwendige Wandmalereien mit unterschiedlichem Dekor. Bestimmten Maharajas waren einzelne Räume gewidmet. Auch die original Brille des Schauspielers Ben Kingsley aus dem Film ‚Gandhi, der acht Oscars gewann, wird dort zur Schau gestellt. Doch es wimmelt dort vor dem Ausstellungsstück ungefähr so viel von Menschen, wie wir sie damals vor der Mona Lisa im Louvre antrafen. Wie ein verschachteltes Labyrinth mit engen Treppengängen zwischendurch war der Palast gestaltet; die Wege durchqueren ihn nur in eine Richtung als Rundgang.

Seen rund um Udaipur – Lake Pichola

Sowohl öffentliche und offizielle Bootsanbieter, als auch private findet man hinter dem Stadtpalast.

Video: Bootsfahrt auf dem Pichola-See

Die öffentlichen und staatlich geförderten Anbieter bieten Touren für um die ca. 250 Rupien pro Stunde an, fahren aber nicht zu Sommerresidenz auf der Insel Jagmandir Island. Deshalb nahmen wir einen privaten Anbieter. Auf der Insel befindet sich ein wunderschön angelegter und gepflegter Garten, neben einem teuren Hotel und einem Innenhof mit Cafes. Diese sind allerdings hochpreisig. Mit einer Schwimmweste, die wir während der Bootsfahrt tragen mussten, ging es nach ca. 45 Minuten zurück an Land.

hier legen die Boote auf der Insel an

1551 wurde die Sommerresidenz der damaligen Maharajas von Udaipur auf Jagmandir Island errichtet. Die Insel beherbergt außer dem Palast noch teure Cafés, neben einem kleinen, kostenlosen Museum und einem großen, sehr schönen Park. Wasser und etwas zu essen sollte man sich vorher von Land mitbringen, wenn man Geld sparen möchte. Dies rieten uns zuvor auch andere Reiseberichte, da Restaurant Besuche dort ins Geld gehen können.

Fateh Sagar Lake

Ein schönes, grünes und ruhigeres Fleckchen in Udaipur bot uns der zweite große See der Stadt, der Fateh Sagar See. Er ist ein tolles Ausflugsziel für Spaziergänge und Parks, z. B. der Sanjay Ghandi Park, der direkt am Wasser liegt. Aber auch die kleine Insel mitten im See beherbergt einen Park mit architektonisch schön gestalteten Pavillons – den ‚Nehru Garden‚, die man mit dem Boot ansteuern kann für 125 Rupien Eintritt. Der See ist am Ufer häufig von blühenden Wasserpflanzen gesäumt und wirkt wilder als der bekannte und touristischere Pichola See. Udaipur ist insgesamt für 3 Tage lohnenswert. Es gibt auch noch ein Observatorium.

Dachterrasse des Restaurants Shahi Bagh in Udaipur

Am besten auf unserer Rundreise durch Indien haben wir im Restaurant ‚Shagi Bagh‚ an diesem See in Udaipur gegessen. Es liegt am Anfang der Rani Road, direkt am See. Nicht nur die Traumkulisse am See, sondern auch die leckeren Speisen waren bemerkenswert. Zudem war die Auswahl in der Speisekarte sehr groß und man saß bequem auf gepolsterten Sitzbänken auf der Dachterrasse.

Fazit

Eine absolute Traumreise, die endlich in Erfüllung ging für uns und die uns so viel bereichert hat. In unserem jetzigen Lebensalter schon einmal mitten in Indien zu stehen, hätten wir in der Kindheit wohl für unmöglich gehalten, abseits von Tagträumereien. Immer wieder können wir nur betonen, dass es gar nicht so kompliziert war, wie man häufig denkt, diese Reise anzutreten und dass es einen nicht davon abhalten sollte, sich einmal auf etwas Unbekanntes einzulassen. Trefft euch vor Antritt einer derartigen Reise doch mit Indern oder fragt in einem indischen Restaurant eurer Wahl in der Heimat nach und holt euch Tipps aus erster Hand – dies hat uns immens geholfen und desto mehr stieg die Neugier.

Ideale Reisezeit für Rajasthan: November bis Februar. Wir reisten ebenfalls im November – wie oben beschrieben war es häufig um die 32 Grad Celsius warm, insgesamt angenehm. Im November treffen laut unserem Fahrer zunächst die Europäer ein, woraufhin die amerikanischen Touristen im Dezember folgen.

Das Leben in Rajasthan wird BUNT gestaltet

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