Usbekistans Seidenstraße: Buchara, Samarkand & Termiz. Expedition Zentralasien Teil 4 – ein Tagebuch.

Reihe von Christian –  follow us | instagram account 

In dieser Reihe, die wir euch fortlaufend präsentieren, geht es um unser Reisetagebuch einer Expedition, die unsere Leute mit Motorrad und Zelt von Norddeutschland über den Balkan, durch die Türkei bis zum ersten Zwischenziel, dem Iran, führte. Unsere Reise führte uns allerdings viel weiter durch Zentralasien: es folgen Beiträge bis Sibirien. Die Beiträge sind in einer Tagebuchform geschrieben und beinhalten zusätzlich allgemeine Reiseinformationen und recherchierte Hintergründe für eure Reiseplanung.

Zuvor aus Teil 3 (Turkmenistan – lest hier)


Das Nachbarland wirkt schon ganz anders: hier kommen wir endlich wieder mehr mit Menschen in Kontakt, als wir die Seidenstraße weiter passieren…

… bis zur Grenze zwischen Turkmenistan und Usbekistan. Strenge Kontrollen mit tiefen Blicken in die Reisepässe sind hier an der Tagesordnung. Langes Warten in teils endlos wirkenden Schlangen gehört hier dazu, zumindest wenn man mit einem Fahrzeug anreist. Sogar die Tankfüllung der Motorräder wird streng geprüft – mittels einer Art Sonde, die in den Tank gelassen wird. Die Auswirkungen des Handels mit Rauschmitteln, die insbesondere aus dem naheliegenden Afghanistans stammen, sollen wohl um jeden Preis eingegrenzt werden. Ein Glück gibt es aber auch aufgeschlossene und interessierte Leute, die einem weiterhelfen! Auch dann gilt wieder: mit Händen und Füßen soweit es geht verständigen. Und ein paar mitgebrachte Euro kann man auch in die Landeswährung ‚Usbekistan-Sum‘ (auch Soʻm) direkt am Grenzposten wechseln.

Endlich geht es weiter – bis wir dann schließlich kurz vor der altertümlichen Stadt Buchara stehen. Umgeben von Ölfeldern im Hintergrund und unweit der Wüste Kysylkum stehen wir wieder vor neuen Herausforderungen. Schließlich herrschen hier wieder andere Straßenbedingungen.

Wenn hier mal plötzlich starke Regenfälle auftreten, kann schon mal der umliegende Sand der Wüstengebiete auf die Straßen geschwemmt werden. Andernorts werden die Straßen dann noch gröber – teils sogar felsig. Aber da Usbekistan das dichtbesiedeltste Land Zentralasiens ist, bekommen wir insgesamt wieder mehr Einwohner als auf der endlosen Transitstrecke durch Turkmenistan zuvor zu Gesicht. Usbekistan wirkt wie eine völlig andere Welt dagegen.

Route von Buchara bis Samarkand

so abenteuerlich ist eine Rundreise durch Usbekistan

UNESCO Welterbestätte Buchara (Бухоро/Buxoro)

  • Buchara bzw. „Buxoro“ ist heutzutage die fünftgrößte Stadt Usbekistans mit ca. 275.000 Einwohnern – bemerkenswert: über 80 % der Einwohner sind Tadschiken, trotz geografischer Zugehörigkeit zu Usbekistan
  • die Stadt wurde im 5. Jahrhundert als Teil des Perserreiches an einer Oase gegründet – sie war ein großes Handelszentrum an der Seidenstraße
  • bis die Stadt 1924 an die Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik angegliedert wurde, war sie mehrfach Hauptstadt verschiedener Reiche (z. B. der Samaniden); die Stadt gehörte auch lange zu Tadschikistan
  • islamische Medresen (Koran-Hochschulen), Mausoleen, Zitadellen und über 350 Moscheen prägen immer noch das historische Stadtbild, das eine Art ‚Museumsstadt‘ darstellt
  • Wichtige Sehenswürdigkeiten: Kalon Moschee, Miri-Arab-Medrese (Gründung 1540), Ark Zitadelle (ehemals Sitz der Emire), Ismail Samani Mausoleum
Straßen im Umland von Buchara

Auf der anstehenden Route bekommen wir die Ausläufer der zentralasiatischen Wüste Kysylkum zu spüren. Die Fahrerei in der Wärme macht müde – so suchen wir uns abends immer rechtzeitig in geschütztes Plätzchen am Rande der Wüste, um die mitgebrachten Zelte aufschlagen zu können.

Zelten am Rande der Wüste Kysylkum

Schroffe Straßen mit Schlaglöchern sind hier keine Seltenheit, darauf sollte man gefasst sein. Wohin als nächstes? Unser damals noch geltendes Visum lässt uns keine Wahl. So geht es also zunächst weiter durch die endlos erscheinende Steppe in Richtung Samarkand. Kaum vorstellbar, dass hier vor Jahrhunderten Unmengen an Seide transportiert wurden!

ein typisches Straßenschild auf dem Land in Usbekistan

Landwirtschaft spielt natürlich in eine große Rolle in diesem Land. Spannend ist es, die Unterschiede der Technik festzustellen und dabei zu bemerken, wie die Leute hier auf ihre eigene Art und Weise dennoch zurechtkommen. Selbst wenn dabei die für uns seltsamsten Techniken zum Einsatz kommen.

Samarkand: Umschlagplatz an der Seidenstraße

Handwerks- und Bauwerkskunst warten in Hülle und Fülle auf denjenigen, der diese orientalische Stadt betritt. So gehören auch wir dazu und dürfen – neben ein paar Tagestouristen – das Gefühl von Tausendundeiner Nacht erleben. Persischer Einfluss ist unmissverständlich wiederzuerkennen: die bunten Ornamente und Mosaiksteine an den Medresen rund um den gigantischen Registan Palast haben es uns angetan.

Parkanlagen an der Seite des Registan Palastes

UNESCO Weltkulturerbe-Stadt Samarkand (Самарқанд / Samarqand)

  • 1925 war Samarkand zunächst die Hauptstadt der Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik
  • bereits ca. 750 v. Chr. wurde die Stadt in fruchtbarem Umland an Oasen gegründet
  • heutzutage ist sie die viertgrößte Stadt Usbekistans mit ca. 500.000 Einwohnern
  • im 14. Jahrhundert galt die Stadt schon als Metropole mit ca. 150.000 Einwohnern
  • Seidenweber und Schmiede siedelten sich nach und nach an
  • Alexander der Große und Dschingis Khan waren zwei bekannte Herrscher über die Stadt
  • wichtige Sehenswürdigkeiten: Registan Palast (Hauptplatz und Herz der Stadt), Ulugh-Beg-Medrese an der Seite des Registans, Bibi-Khanum Moschee ( 15. Jhd.), Gur-Emir-Mausoleum

Der Siab bzw. ‚Central Bazaar‘

Gefeilscht, gehandelt und gelacht wird unweit der Bibi-Khanum-Moschee. Der überdachte Siab Bazaar bietet einen unglaubliche Auswahl. Menschen in landestypischer Kleidung verleihen ihm eine eindrucksvolle Atmosphäre.

Wenn man in der groß angelegten Markthalle ankommt, verschafft man sich nach und nach erst einmal einen Überblick. Wo sonst ist die Auswahl hier in Zentralasien nur so groß?

Salam alaikum“ heißt es hier nach traditioneller Begrüßung an manchen Stellen auf diesem Marktplatz. Erst mal gilt es sich einen Überblick über das riesige Angebot zu machen. Am Ende schlagen auch wir zu: ein Seidenschal soll es sein. Doch auch eindrucksvolle Seidenteppiche mit filigranen Mustern gibt es zu erwerben – soweit das Auge reicht.

Der Duft dieser Gewürze, der hier in der Luft liegt! Rosinen und Dörrobst lassen sich hier ebenso erwerben und werden für das Nationalgericht „Plov“, das aus Reis, gekochtem Fleisch, Karotten und Zwiebeln besteht, als zusätzliche Zutat verwendet. Ansonsten kann man natürlich auch das typische Fladenbrot aus dem ‚Tandur‘ Ofen zu sich nehmen, wenn der kleine Hunger zwischendurch aufkommt.

Weiter Richtung Termiz und Hissargebirge – bis Tadschikistan

Mit unserem Visum für Tadschikistan im Gepäck zieht es uns in den Süden des Landes. Die Landschaften ändern sich allmählich wieder: anstatt Wüste bekommen wir die Ausläufer des Hissargebirges zu spüren – mancherorts ein Wahnsinns-Anblick! Weiter östlich hinter den Bergkuppen liegt ja schon Tadschikistan.

Wieder begegnen wir ein wenig später dem Fluss Amudarja, wie schon in Turkmenistan, doch diesmal können wir nicht passieren: hinter der sehenswerten Stadt Termiz (auch Termez / Termes genannt) befindet sich des unpassierbare Afghanistan auf der anderen Seite des Flusses.

Welcome to Termez“ steht hier an manchen Einfahrtsstraßen zu den Toren der Stadt – auf Englisch, kurz vor Afghanistan. Termiz war lange ein Stützpunkt der Bundeswehr. Das Nachbarland prägt also durch seinen anhaltenden Krieg auch den Alltag in der Stadt, die ansonsten von großer historischer Bedeutung ist. Doch in den Hinterhöfen dieser Stadt, die ebenfalls wie Bukhara mit vielen historisch anmutenden Medresen ausgestattet ist, verbirgt sich ein anderes Bild.

alltägliche Szenen in den Städten Usbekistans

Kurz hinter dem Ort Khatynrabat stehen wir am Dreiländereck „Usbekistan – Tadschikistan – Afghanistan“, das jenseits des Amudarja liegt. Nun ruft uns der Pamir-Highway im ärmsten Land Zentralasiens: Tadschikistan, in dem uns gewaltige Ausmaße der Natur erwarten…

Fortsetzung inkls. Videoaufnahmen aus dem beeindruckenden Tadschikistan in Kürze

Über Usbekistan als Reiseland

Reisezeit

Generell gilt hier das Kontinentalklima. Dies bedeutet, dass trockene und zugleich heiße Sommer vorherrschen – aber auch kalte Winter, d. h. bis zu – 15 bis – 20 °C. In der Zeit von November bis April und Mai kommen wiederum mal Regenfälle vor. Deshalb ist als beste Reisezeit zu empfehlen: Mai bis Juni, wann auch unsere Reise genau hier stattfand – oder wieder September bis zu den nächsten regnerischen Monaten ab November. Wer die Wüste aufblühen sehen möchte mit wilden Blumen sollte im April anreisen!

Einreisebestimmungen

Die immense und weitere Öffnung des Landes, die 2018 für bestimmte Staaten geschah, weitete sich Anfang 2019 zugunsten der EU Bürger aus:

Seither ist kein Visum mehr erforderlich! Zumindest für den vorgesehenen Reisezeitraum von 30 Tagen. Auf der ITB 2018 in Berlin, der größten Tourismusmesse, die ExploreGlobal als Fachbesucher aufsuchte, wurde das Land zunehmend in größerem Rahmen beworben.

Zudem erfolgt bei einem Hotelaufenthalt eine Registrierung der Einreise über die lokale Hotelrezeption bei der Verwaltung für Ein-/Ausreise und Staatsbürgerschaft (in Usbekistan die „UVViOG“). Eine Registrierung des jeweiligen Aufenthaltsorts wird innerhalb von drei Tagen vorgenommen. Deshalb unsere Empfehlung: ein Hotel am Anfang der Reise erleichtert bzw. vereinfacht den Zutritt des Landes.

Sicherheit

Insgesamt wohl eines der sichersten Reiseländer in Zentralasien, sollte man dennoch in Grenzregionen zu Afghanistan oder Tadschikistan / Kirgistan aufpassen – vermint sind einzelne Gebiete! Dennoch gibt es sichere Touren mit Reiseveranstaltern, auch aus Usbekistan wie CATS – Central Asian Tourism Service, die seit Jahrzehnten auf Touren spezialisiert sind und auch Prospekte auf Deutsch herausgebracht haben.

Aktuelle Sicherheitsbestimmungen des Auswärtigen Amts sollte man vor jeder Anreise zur Kenntnis nehmen – zu Usbekistan hier zu finden.

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. Das klingt alles wirklich unfassbar interessant und aufregend! 🙂

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    1. Vielen Dank für die Rückmeldung. Ja, das war diese Reise durch Zentralasien, die noch weiter führte – nicht immer und überall leicht durchzukommen, aber dafür kulturell abwechslungsreich, bereichernd & spannend!

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  2. Haellavender sagt:

    Ich hab in letzter Zeit auf Instagram das Gefühl, dass Uzbekistan langsam zum Trend wird. Sind dir dort viele Touristen aufgefallen oder ist es immer noch ein Geheimtipp? 😊

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    1. Diesw Reise war etwas länger her, zu Zeiten als das Land noch verschlossener war aufgrund von Visa-Beschränkungen. Erst seit Anfang 2019 ist es für EU-Bürger visumsfrei, sodass es nun wohl ein Trendreiseziel werden könnte. Wir sind momentan in Indien, wo es auch Hotspots für westliche Touristen gibt – aber hier dürfte es sich genauso im großen Land verlaufen, wie in Usbekistan.

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