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Teilnahme an der Blitzparade März 2018 – „Mein liebster Beitrag aus 2017“ auf wiraufreise.de
Irlands Westküste ist ein wahrhaftes Wanderparadies mit all seinen Facetten, die mehr als die bekannten Klischees wie nur grüne Grashalme, Kleeblätter und Kobolde zu bieten hat: Torf, Hochmoore und Sümpfe und dazu von Meer und Bergen umgeben, die engen Straßen werden von wild wuchernden Fuchsia-Hecken gesäumt, die im Oktober noch in der typischen Farbpracht blühen. Dazu gesellen sich neben einer Vielzahl von frei laufenden Schafen auch Ginster und Heide an den wilden Klippen, an denen sich häufig Regenbögen bilden.
Der Oktober ist deshalb kein ungewöhnlicher Reisemonat, um das Land kennenzulernen. Wir haben uns für ein Ferienhaus bei einer privaten, einheimischen Vermittlung vor Ort in der wunderschönen – inoffiziellen Hauptstadt der Region – Clifden im County Galway entschieden. Die irische Gemütlichkeit kam besonders durch den liebevollen Einrichtungsstil inklusive Kaminsims zur Geltung.
Ankunft und Aufenthalt in Dublin
Doch zunächst zu unserer Ankunft am Flughafen von Dublin und einer Übernachtung in der irischen Hauptstadt an der Ostküste des Landes. Nach unserer Landung sind wir bequem für € 7,- pro Person mit dem Airlink Express-Bus Nr. 747 vom Terminal zur Gardiner Street gefahren, die sehr zu empfehlen ist, da sie zentral liegt und mehrere günstige Unterkünfte bietet.
- ein Hinterhof mit Hostels an der Gardiner Street Lower
Hier wurden wir bei Ankunft sofort fündig – ohne die erste Nacht vorab gebucht zu haben, hatten wir innerhalb von Minuten ein Bed & Breakfast gefunden. Somit erwies sich diese Ecke Dublins, nahe des Banhofs ‚Busáras Central Station‘ unweit des nördlichen Ufers des River Liffeys, als idealer Anlaufpunkt bei Anreise.
- Das O’Connell Monument in der O’Connell Street
Dublin ist eine sehr lebendige Stadt: nicht zu hoch bebaut reiht sich ein Pub an den nächsten entlang des River Liffey, der die Stadt durchquert und den man als Fußgänger mittels mehrerer kleiner Brücken problemlos überqueren kann. Besonders viele Pubs findet man im Temple Bar District am südlichen Ufer des River Liffeys. Abends ist hier die Hölle los – es ist nicht unbedingt das sauberste Pflaster der Stadt, die insgesamt wohl auch definitiv nicht zu einer der ordentlichsten Hauptstädte Europas gehört. Allerdings macht dieser leicht schmuddelige Charme, in Verbindung mit den bunten Holzfassaden der Pubs und Bars, die lebendige Atmosphäre der Stadt aus.
- flache Brücken am River Liffey
Highlights in der Innenstadt sind die Fußgängerzone sowie das Customs Haus. Das Ehemalige Zollamt ist ein schönes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert direkt am Flussufer. Viele Brücken überqueren den River Liffey und werden auch abends beleuchtet – sowie die berühmte ‚Ha Penny Bridge‘, die nur für Fußgänger überquerbar ist. Die O’Connell Bridge stammt aus dem Jahre 1880 und ist eine der Hauptbrücken in Dublin.
- moderne und klassizistische Architektur reihen sich in Dublin nebeneinander
Weiterreise an die Atlantikküste
Sobald wir am nächsten Tag unseren Mietwagen etwas außerhalb des Flughafens in einem Fuhrpark abgeholt haben, hieß es für uns zum ersten Mal Linksverkehr. Auch dies sollten wir nach einer kurzen Eingewöhnungszeit bewältigen – als wir es durch die Vororte entlang des M50 Motorways, der Dublin umrundet, geschafft hatten ging es ja zum Glück nur noch „geradeaus“ Richtung Galway an ebenfalls empfehlenswerten Städten wie Athlone im Zentrum des Landes am River Shannon vorbei. Die Mautgebühren sind geringer als in anderen europäischen Ländern, wobei sie bei uns nicht automatisch von einer Kreditkarte abgebucht wurden, sondern mit Bargeld etwa alle 100 km an Schranken beglichen wurden.
Es erwies sich als praktisch, dass wir einen Mietwagen hatten. So konnten wir abgelegene aber dennoch berühmte Sehenswürdigkeiten wie die Kylemore Abbey ansteuern. Dieses älteste Benediktiner Kloster Irlands wurde 1665 am Rande des Pollacapall Lough gegründet und befindet sich zwischen dem Ort Letterfrack und dem einzigen Fjord Irlands, dem ca. 15 km langen Killary Fjord, in der Nähe des Connemara Nationalparks.
- die abgelegene Kylemore Abbey gegründet 1665 im neogotischen Stil
Von einem Parkplatz am Eingang des Nationalparks ging es auf zum Diamond Hill. Obwohl dieser nur 442 m hoch ist, gestaltet sich eine Wanderung hier als Abenteuer. Auf einer gewissen Höhe angekommen, kann man sich entscheiden, welchen Wanderweg man nehmen möchte – wir entschieden uns für den Diamond Hill Loop. Besonders schön ist hier schon der Ausblick auf halber Höhe auf die Berge am Meer. Hier sind die Wege noch gut mit Holzboden ausgestattet, während man das von der EU geschützte Torf und das wilde, feuchte Hochmoor überquert. An den Seiten blüht dennoch die Heide in verschiedenen rosa Schattierungen. Hat man einen Bach überquert, könnte man auch in den Dolomiten in Norditalien angekommen sein: der Weg wird plötzlich steil und verläuft sich dermaßen, dass man gut daran ist, im Bergsteigen geübt zu sein. Hinzu kommt der teils starke Wind an den Felsen, sodass man nicht mit Höhenangst zurückblicken sollte. Am Gipfel auf 442 m Höhe angekommen wird man allerdings mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt, bei dem man die Kylemore Abbey von oben und die endlose, grüne Weite des Nationalparks entdecken kann.
- Blick auf endlose Weiten der benachbarten Berge und Wälder am Diamond Hill
Von Letterfrack aus kann man einen Abstecher auf den wunderschönen Connemara Loop machen, der einen an Tully Cross vorbei zu menschenleeren und naturbelassenen Stränden mit malerischen Bergen im Hintergrund führt. Hierbei wird man nicht selten von Schafen hinter Kurven auf den Straßen überrascht, die hier überall frei grasen. Der Wellengang und die unberührte Natur verleihen einem das Gefühl, weit weg von jeglicher Zivilisation zu sein. Sehr wild und breit ist der Strandabschnitt von Tully Cross Beach.
Hier kann man lange, ausgiebige Wanderungen machen und später in einem der kleinen Pubs oder Bars in den urigen Dörfern verweilen. Häufig werden für Wanderer Tagesgerichte wie hausgemachte „vegetable soup“ mit selbst gebackenem Brot und irischer Butter angeboten – und das zu einem kleinen Preis.
- Ausblick vom Connemara Loop bei Tully Cross
Aber auch Clifden hat viel zu bieten mit seinem Marktplatz und kleinen Boutiquen. Ein Pub und ein Restaurant reihen sich an das nächste. Dazu gibt es ständig irische Live-Musik mit den typischen Klängen und Gesängen. Man fühlt sich hier geborgen und wie zuhause, der Service ist dabei tip top und zuvorkommend. Das Wort „Servicewüste“ scheint hier weit und breit ein Fremdwort zu sein. Das Essen gehen in Restaurants mag nicht immer ganz günstig sein – dafür bekommt man aber etwas für sein Geld mit der gesamten Atmosphäre aus Gastfreundlichkeit und Gemütlichkeit.
- unser Lieblingsrestaurant in Clifden – „Off The Square“, nur zu empfehlen
Die Häuser in Clifden sind bunt bemalt in jeglichen Farben und fast alle sind mit Blumenkübeln auch noch im Oktober geschmückt. Man sollte auch einen Ausflug an den Strand sowie zum Clifden Castle machen, um möglichst viele Eindrücke zu sammeln. Besonders sehenswert ist auch das County Mayo, nördlich von Connemara. Westport ist eine kleine von Kanälen durchzogene Stadt mit bunten Häusern, die Fahrt von ca. 50 km von Clifden lohnt sich auf jeden Fall.
- die Ruine des Clifden Castle, 1818 erbaut
Als wahren Geheimtipp würden wir den Ort Cong im Mayo County bezeichnen. Wir sind sogar zwei oder drei Mal wiedergekommen, da wir beim ersten Mal längst nicht alles gesehen haben. Zum einen ist der ganze Ort, der zwischen den großen Seen Lough Mask im Norden und dem Lough Corrib im Süden liegt, von Kanälen durchzogen. Diese verlaufen rings um das alte Kloster Cong Abbey, das im 12. Jahrhundert auf einem schon im 7. Jahrhundert durch Klosteranlagen genutzten Gelände erbaut wurde. Nicht zuletzt ist dieses Gelände durch ein ausgiebiges Wandernetz durchzogen, das rundum bewaldet zwischen den beiden großen Seen liegt. Aber das ist nicht alles – zu den schönen Häusern des alten Ortes reiht sich das gigantische Ashford Castle, das auf einem riesigen Gelände in sehr begünstigter Lage im 13. Jahrhundert entstand. Hier findet man neben dem heutigen 5-Sterne Luxushotel, das sich im Inneren befindet und offiziell zu den weltbesten Hotels zählt, alte Burgmauern und einen wunderschönen Schlosspark, der stets gepflegt auch wildere Ecken mit eigenem Gemüsegarten sowie die älteste Falknerei Irlands beherbergt.
- Eindrücke Rund um das Ashford Castle aus dem 13. Jahrhundert in Cong
Wenn man schon einmal an der Westküste Irlands unterwegs ist, dann möchte man auch die berühmten Cliffs of Moher bestaunen, was wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen haben. Dazu sind wir mit dem Mietwagen wieder über Galway in Richtung Clare County gefahren. Dabei kommt man am mittelalterlichen Dunguaire Castle in der Hafenstadt Kinvara vorbei, die an der Bucht gegenüber von Galway liegt. Die N67 wird dabei gefühlt immer enger, als man an die raue Küste gelangt. Nach einer längeren Kurverei kommt man auf dem Parkplatz des Visitor Centers an, für den allerdings satte € 6,- pro Fahrzeuginsasse verlangt werden. Dieses Besucher Zentrum ist eher klein gehalten und bietet unter anderem einen Raum, bei denen stimmungsvolle Meeresanimationen auf einer Kinoleinwand vorgeführt werden. Die Cliffs selbst erstrecken sich auf eine Höhe von 120 m bis 214 m, was bei gutem Wetter sehr gut entlang des Cliff Costal Walk zur Geltung kommt. Man sollte auch auf starke Windböen und ständig wechselndes, unbeständiges Wetter vorbereitet sein.
- Die Cliffs of Moher bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen
Orte unserer einwöchigen Rundreise im Mietwagen entlang der Westküste
Fazit:
Irland bietet so viel, wobei der Service im Umgang mit Touristen so gut ist, dass wir immer wieder kommen würden. Wanderer und Naturliebhaber – aber auch kulturell Interessierte kommen hier an der Westküste vollkommen auf ihre Kosten. Ein Mietwagen ist vor Ort auf jeden Fall zu empfehlen und an den Linksverkehr gewöhnt man sich schnell, da auch das Verkehrsaufkommen längst nicht so hoch ist, wie in anderen Ländern. Die Freundlichkeit der Iren ist besonders hervorzuheben, da man offen empfangen wird und sie gerne das Gespräch mit einem suchen.
- Blick auf vergangene Zeiten in den Ruinen der Cong Abbey aus dem 12. Jahrhundert
Hab den Beitrag über Charnettes Blitzparade gefunden (an der ich auch teilgenommen habe :))
Ihr habt da echt schöne Momente eingefangen, manchmal ist der Mietwagen schon echt von Vorteil. Wobei ich eher der Beifahrer wäre, ich hasse es Auto zu fahren und dann noch Linksverkehr.. ne ne, nicht meins.
Ihr habt echt tolle Orte erkundet, in Irland war ich noch nie. Aber ich habe so viele Freunde die davon schwärmen. Und ich lese auch auf vielen, vielen Blogs immer nur Gutes.
Vielleicht sollte ich doch mal Irland als Reiseziel anpeilen:)
Liebe Grüße aus dem heißen Singapur ❤
Michelle | The Road Most Traveled
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Vielen Dank für deinen Kommentar, Michelle. Nach Singapur müssen wir auch mal wieder – hoffentlich nicht nur auf Durchreise. Gerne schauen wir mal bei euch vorbei. An Irlands Linksverkehr hat man sich schnell dran gewöhnt und das, obwohl die Straßen am Atlantik teils sehr eng sind durch die Steinmauern an der Seite. Irland war am Ende viel erlebnisreicher als zuvor gedacht, wir kommen definitiv wieder, da die Menschen dort so freundlich sind. LG, Christian
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Ja, das müsst ihr definitiv.
Singapur lohnt sich auch als eigenes Reiseziel, auf Durchreise sieht man viel zu wenig.
Oh, enge Straßen klingt fies, aber man gewöhnt sich sicher dran.
Das klingt schön, besonders wenn die Menschen dann auch so freundlich sind. Das hat man ja nicht überall 🙂
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Toller Beitrag mit vielen sehr hilfreichen Tipps! Daumen hoch 🙂
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Vielen Dank für die Rückmeldung, Connemara & County Mayo haben uns sehr begeistert – Natur & Gastfreundschaft.
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